Biographische Bereicherung!
Bild: KI-generiert
Ich bin in der komfortablen Situation, dass ich meine Aufträge dadurch gewinne, dass ich mit offenen Augen und Ohren auf meine Mitmenschen zugehe, Kontakte auffrische oder neue knüpfe und mich nicht scheue, meine Absichten klar zu kommunizieren.
So bin ich auch dazu gekommen, dass ich nun als Schreibcoach eine Autobiographie begleiten darf. Was für eine Bereicherung! Ich darf einen lieben Menschen darin unterstützen, sich zu erinnern. Eine «reflection-on-action», wie 1987 schon Donald Schön das schriftliche Sich-Erinnern an länger zurückliegende Handlungen so treffend formuliert hatte. Wir alle haben einen inneren Erinnerungszensor, den es auszuschalten gilt, um ein umfassendes Bild der eigenen Vergangenheit zu erhalten. Mit viel Einfühlvermögen und gezielt gestellten Fragen, kann dieser Zensor aufgehoben oder zumindest so weit gelockert werden, um bis zum inneren Kern identitätsbildender Geschehnisse vorzudringen.
Auf dem schmalen Grat zwischen Nähe und Distanz fühle ich mich wie eine Artistin, die möglichst behutsam Gedanken und Erinnerungen aufdecken darf. Diese Erinnerungen an die eigene Geschichte formen unsere Identität. Interessanterweise sind es aber nicht objektive Lebensdaten, die dabei eine Rolle spielen, wie Silke Heimes in der Einleitung ihres Aufsatzes über das autobiographische Schreiben notiert. Sondern die Gefühle und Assoziationen, die mit den Ereignissen im Leben verbunden sind. Deshalb ist es auch so wichtig, achtsam mit den Erinnerungen anderer umzugehen. Ich muss meinem Gegenüber Raum geben, um mit gezielten Anspielungen Assoziationen hervorzurufen, die bestenfalls die Emotionen mit Bildern und schlussendlich mit Worten verknüpfen lassen.
Ich war selten gleichzeitig derart gefordert und doch so erfüllt von einer (Schreib-)Arbeit.