Sommernachtsgedanken
Fünf kleine Texte bei 25 Grad um Mitternacht
Bild: KI-generiert
Wenn die Stadt schläft, die Fenster offenstehen und das Straßenlicht wie Honig ins Schlafzimmer tropft, beginnt ein anderes Denken. Leiser, emotionaler, ehrlicher. Hier sind fünf Gedanken – notiert zwischen Mitternacht und Morgen, in einem Juli, der nach Hitze, Sehnsucht und Pfefferminz im Apérol Spritz schmeckt.
Die Musik klingt nachts anders
Manche Songs treffen nachts einfach tiefer. Wenn Büne Huber mit Patent Ochsner den Lümu singt, bleibt mir tagsüber dieser Refrain hängen:
Chumm, mir fiire ds Läbe solang dass es no geit
Du chasch di a mir häbe bis eis vo beidne gheit
U wes haut mau drnäbe geit
De bliibt me gschiider lige bis me wieder steit
Nachts dagegen bleiben andere Zeilen:
Weisch, mini Brämse
die si immer scho chli miis xi
Tipptopp funktioniert aber ds Gaspedau
Meinschtens luut u lärmig
Aber mängisch ou ganz liisli
Wär vo aune gliebt wott wärde
Wird’s nid i jedem Fau
Ohne Bremsen, ohne Liebe. Und doch verstehe ich Hubers Melancholie nachts besser – sie klingt echter, ehrlicher, näher. Vielleicht, weil in der Stille nichts dazwischenfunkt.
Altes Verhalten in neuer Nacht
Kürzlich versuchte ich, mich in die Jugend zu beamen: Gleicher Club wie vor 25 Jahren, gleiche Freundin, fast das gleiche Gefühl. Damals war alles an der Grenze zum Illegalen: Eintritt, Drinks, Zigaretten. Heute ist alles erlaubt, fühlt sich aber weniger wild an. Bin ich immer noch neugierig, spontan, verwegen? Ich hoffe es. Vielleicht nur etwas leiser.
Mut braucht manchmal Dunkelheit
Im Bett wachliegen muss nicht qualvoll sein. Es kann der Moment sein, in dem aus Träumen Ideen werden – und aus Ideen Pläne. Halten sie bis zum Morgen? Vielleicht nicht. Aber wer sie festhält, darf sie im Tageslicht neu prüfen. Und hoffentlich: umsetzen.
Wie klingt nächtliche Freiheit?
Nicht nach dem unheimlichen Geschrei streitender Katzen, nicht nach bellenden Hunden oder röhrenden Motoren. Sondern nach Meeresrauschen, Möwengeschrei, Wind in den Pinien – und dem dumpfen Bass der Strandbar. So klingt mein Freiheits-Soundtrack.
Ein Plan für den Tag – geboren bei Nacht
Wenn die Gedanken nachts zu laut werden, hilft nur eins: Licht an, aufschreiben, loslassen. Was nachts wirr wirkt, kann morgens Klarheit bringen.
Heute früh, nach langem Schreiben in zu kurzer und zu heisser Nacht, brachten mich meine eigenen Worte dazu, ins Auto zu steigen und loszufahren. Auf dem Notizzettel stand:
Nicht bremsen! Gas geben!
Verwegen und abenteuerlustig mit dem Wummern des Autoradios dem Geschrei der Möwen nach Süden folgen – bis es sich mit der Musik der Strandbar vermischt.
Ich bin dann mal weg.